Heu – die gesunde Grundlage der Pferdefütterung

Heu ist seit jeher die gesunde Grundlage der Pferdefütterung. Es liefert jede Menge Rohfaser, um die Darmflora intakt zu halten und zusätzlich einen guten Grundstock an langanhaltender Energie. Heu sorgt für eine rege Kautätigkeit, wichtig für eine gute Verdauung. Aber auch als Beschäftigung ist das Kauen von Heu ideal, denn es beschäftigt Pferde stundenlang.


An dieser Stelle ist darauf hinzuweisen, dass auch bei der Heufütterung nicht nur zwei, sondern mehrere Gaben pro Tag empfehlenswert sind, wobei die größte Gabe an Heu möglichst zur Nacht erfolgen soll. Die Stoffwechselentlastung, die durch die positive Wirkung von Heu auftritt, ist ein weiterer wichtiger Grund Pferde jeglicher Leistungsrichtung stets ausreichend mit Heu zu versorgen. Heu ist also wirklich eine gesunde Grundlage, solange eine gute Heuqualität vorliegt. Wie erkennt man jedoch, ob Heu gut ist oder nicht? Mit einer Sinnenprüfung kann man das Heu beurteilen:

FARBE und AUSSEHEN
Grün » gutes Heu
Gelblich, blass » altes Heu, späte Ernte, verregnet oder auch lang gelagert
Gräulicher Belag » Schimmel, Bakterien, Vorsicht!
Bräunlich » Überhitzt bei der Lagerung
Weiße bis gräuliche Verfärbungen, oft auch in Nester » Schimmelpilzbefall – vom Füttern ist abzuraten, Vorsicht!!

GERUCH
Frisch duftend » gutes Heu
Kaum Geruch » altes Heu
Faulig, muffig » Schimmel, Bakterien, vom Füttern ist abzuraten. Vorsicht!
Brandig » Überhitzt bei der Lagerung

ANFASSEN
Weich » blattreich, stängelarm, weniger Rohfaser, meist hoher Energie- und Eiweißgehalt
Rau, strukturiert » Stängelreich, blattärmer, hoher Rohfaseranteil, in der Regel geringerer Anteil an Energie und Eiweiß
Hart » viele Stängel – oft schlecht verdaulich und nährstoffreich

Verunreinigungen mit Stroh, Erde oder Mist haben im Heu nichts verloren. Auch stauben sollte Heu beim Aufschütteln kaum, denn dies ist ein Hinweis auf Schimmelpilze und deren Mykotoxine sind gesundheitlich sehr belastend.

Achten Sie auch darauf, dass im Heu keine Giftpflanzen enthalten sind:
häufiger zu finden sind Herbstzeitlose, Johanniskraut, Jakobskreuzkraut, Goldhafer, Sumpfschachtelhalm, Adlerfarn.

Über den Nährstoffgehalt kann man ganz generell folgendes feststellen:
Je länger und härter die Halme sind, desto höher ist der Rohfasergehalt und umso geringer ist der Energie- und Eiweißgehalt.

Der optimale Erntezeitpunkt ist immer abhängig vom Einsatzbereich. Soll Heu hauptsächlich an Zuchtstuten, Fohlen oder alte Pferde gefüttert werden, so ist früh geerntetes Heu empfehlenswert. Für Reitpferde eignet sich am besten Heu das Mitte bis Ende der Blüte geerntet wird. Pferde die abnehmen sollen sind gut mit spät geerntetem Heu bedient, da dieses weniger Energie enthält. Man sollte jedoch nie vergessen, dass sehr spät geerntetes Heu den Darm oft überlasten kann, da es einen hohen Ligningehalt hat (Holzfaser) und ernährungsphysiologisch nicht sinnvoll ist. Also zu stark verholztes Heu vermeiden. Werden Heuanalysen angefertigt so gilt generell, dass Heu mit weniger als 20 % Rohfaser für Pferde nicht geeignet ist. Für Sportpferde sollte der Rohfasergehalt nicht zu hoch sein, da sich dieses nachteilig auf die Leistungsbereitschaft auswirken kann (schwerer verdaulich) und der Rohfasergehalt nicht höher als 28 % sein.
Bei der Futtermenge heißt es mindestens 1,5- 2 kg Heu pro 100 kg Körpergewicht pro Tag. Auch für Sportpferde sollte eine ausreichende Heugabe gesichert werden, um Störungen des Verdauungstraktes und Magens zu vermeiden.

Was tun bei Heustauballergie?

Bei Heustauballergikern ist es empfehlenswert nasses Heu zu füttern. Lassen Sie jedoch das Heu nicht stundenlang im Wasser liegen, da es ansonsten zu Nährstoffverlusten kommt und das Heu verderben kann.

Noch ein Tipp zur Fütterungstechnik:

Immer zuerst Heu und nach ca. 15 Minuten das Kraftfutter füttern, so wird der Verdauungsvorgang optimiert und Verdauungsprobleme wie Koliken etc. vorgebeugt.
Wichtig ist, dass Pferde nicht zulange ohne Nahrung sind, denn der Verdauungsapparat des Pferdes ist auf eine ständige Nahrungszufuhr angewiesen. Tagsüber sollten Pferde nicht länger als 4 Stunden ohne Nahrung sein und auch die nächtliche Futteraufnahmepause sollte nicht länger als 6 Stunden dauern. Hilfreich dabei ist die Angabe, dass Großpferde für ca. 1 kg Heu ca. 30 bis 60 min benötigen. Will man die Futteraufnahmezeit verlängern, so bietet der Markt heute jede Menge Hilfsmittel an. Ob Heunetz, Heuautomat etc. empfehlenswert ist kommt immer auf die Gegebenheiten vor Ort an.

Wann kann Heu nach der Ernte verfüttert werden?

Diese Frage tritt in der Praxis häufig auf und über „abenteuerliche“ Auskünfte wundere ich mich häufig. Frisches Heu gibt zu Beginn der Lagerung meist noch Wasser ab, deshalb wird diese Phase auch als Schwitzphase bezeichnet. Diese tritt auf sofern der Wassergehalt mehr als 15 % aufweist. In den meisten Fällen hat Heu noch einen Wassergehalt von 18 bis 20 % bei der Ernte. Je nach diesem Gehalt und Dichte der Lagerung kommt es dann dazu, dass sich Bakterien vermehren und das Heu sich erwärmt, da es Wasserdampf nach außen abgibt. Erst bei 15 % Wassergehalt kommt es dann zur Keimruhe und dies dauert in der Regel ca. 6 bis 8 Wochen nach dem Einlagern des frischen Heus. Während dieser Zeit darf das Heu auf keinen Fall verfüttert werden, da es durch die hohe Keimbelastung schwere Koliken und Störungen im Magen-Darm-Trakt auslösen kann.

Bei Großballen kann es vorkommen, dass diese so stark gepresst sind und sich im Innern des Ballens feuchte Stellen befinden, die nicht ausreichend abtrocknen. Dann können sich Milben, Bakterien und Schimmelpilze bilden, die gesundheitlich stark belastend sind und Leberbelastungen, Kotwasser, Durchfall, Koliken und Allergien auslösen können.

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