Ernährung älterer Pferde

Die Ernährung von Senioren verlangt ganz besondere Aufmerksamkeit, ist sie doch maßgeblich für Vitalität und Wohlbefinden verantwortlich.


Ab wieviel Jahren ein Pferd als Senior gilt, lässt sich nicht an einer fixen Zahl festmachen, sondern ist abhängig von der Rasse, der Genetik, der bisherigen Beanspruchung, Vorerkrankungen oder chronischen Erkrankungen sowie der Haltung und Fütterung. Ganz grob und allgemein kann man sagen, dass der Alterungsprozess auf zellulärer Ebene bei den Pferden ab dem 16. Lebensjahr einsetzt. Dabei ist äußerlich meistens noch nicht viel erkennbar.

Was kann sich im Alter ändern?

 

  • Abnahme der Muskulatur
  • Gewichtsabnahme oder Schwierigkeiten, das Gewicht zu halten
  • Rücken senkt sich und Widerrist steht deutlich hervor
  • Bildung von Stichelhaaren um Augen, Stirn und Maul
  • Ergrauen des Fells, der Mähne und des Schweifs
  • Probleme beim Fellwechsel
  • Zahnprobleme mit möglichen Zahnverlusten
  • Erhöhte Infektanfälligkeit
  • Bewegungseinschränkungen
  • Nachlassendes Sehvermögen
  • Verdauungsprobleme (Kotwasser, Durchfall)
  • schlechtere Futterverwertung
  • verringerte Speichelproduktion
  • Produktion von Verdauungsenzymen lässt nach
  • Herz-/Kreislaufbeschwerden
  • Nachlassende Leistungsfähigkeit von Leber und Niere (Entgiftung)

Wie bereits erwähnt beginnt der Alterungsprozess schon im Stillen noch bevor erste äußerliche Anzeichen erkennbar sind. Deutlichere Alterserscheinungen zeigen sich meistens zwischen dem 20. und 25. Lebensjahr des Pferdes. Der Alterungsprozess ist keine Krankheit, allerdings benötigt der Senior schon etwas mehr Fürsorge und ein gutes Augenmaß des Besitzers hinsichtlich der Futterkondition. Viele Seniorenpferde verlieren an Gewicht oder haben große Probleme, ihr Gewicht zu halten. Wird dies rechtzeitig erkannt und mit entsprechenden Maßnahmen entgegengewirkt, lassen sich mögliche Substanzverluste über eine angepasste Fütterung rechtzeitig abfangen. Der Hauptgrund, warum älter werdende Pferde an Substanz verlieren liegt oft darin, dass sie aufgrund möglicher Zahnprobleme nicht mehr genug Heu aufnehmen können, was über einen längeren Zeitraum zur Gewichtsabnahme führt. Deshalb ist es beim Senior umso wichtiger die Zähne in regelmäßigen Abständen zu kontrollieren und ggf. zu behandeln. Zahnprobleme wirken sich nämlich auf die komplette weitere Verdauung aus, da die aufgenommenen Futterkomponenten nicht mehr ausreichend gekaut und verwertet werden können und verlangen nach einer angepassten Ernährung. Aber auch bei intakten Zähnen verändert sich im Alter das gesamte Verdauungssystem und so magern Pferde ab, obwohl sie noch genügend Heu aufnehmen. Dies geschieht, da im Verdauungssystem die Fähigkeit Fett, Stärke und Proteine zu verdauen nachlässt, was bedeutet, dass nicht mehr alles, was wir unserem Pferd füttern zu 100% verwertet werden kann. Aus dem Heu können also immer schlechter die Nährstoffe verdaut werden. Die Motorik im Verdauungstrakt (Darmperistaltik) ist reduziert ebenso geht der Wassergehalt im Organismus zurück, was dazu führt, dass nicht mehr alle Nährstoffe optimal gespeichert werden können. Aufgrund der verringerten Verdauungsleistung kommt es zu Einschränkungen in der Eigensynthese von bestimmten Vitaminen (B-Vitamine und Vitamin C) sowie bei der Produktion von Verdauungsenzymen. Selbst wenn das Pferd also noch ausreichend Heu aufnimmt und gut kauen kann, kommt es dadurch im fortgeschrittenen Alter oft zu Verdauungsproblemen wie z.B. Kotwasser oder immer wiederkehrenden Durchfällen, da die Fähigkeit Fasern zu verdauen im Alter nachlässt. Der Grund dafür liegt in der Abnahme der „guten“ faserverdauenden Darmbakterien. Das bedeutet konkret: das Pferd nutzt das, was es aufnimmt weniger effizient! Denn nur eine physiologische Dickdarmflora kann die aufgenommenen Pflanzenfasern effizient verdauen und wasserlösliche Vitamine synthetisieren.

Was sollte man nun an der Fütterung ändern?

Fängt das Pferd an abzunehmen ist der Zeitpunkt gekommen geeignete Futtermittel einzusetzen bzw. die Mengen zu erhöhen. Nun kommen Komponenten zum Einsatz, welche der Körper des

älteren Pferdes gut verwerten kann, damit das Tier lange gesund bleibt. Dabei sollte auf ein ausgewogenes Energie- und Eiweißverhältnis geachtet werden. Der Energiebedarf ist aufgrund der reduzierten Eigenbewegung im Alter und den sich verlangsamenden Stoffwechselprozessen etwas geringer, der Eiweißbedarf ist um ca. 10-20% erhöht. Bei den Proteinen gilt ganz klar Qualität statt Quantität!! Hier sollten nur hochwertige Eiweißquellen mit einem guten Aminosäuremuster zum Einsatz kommen, um einem Abbau von Muskulatur entgegenzuwirken. Geeignete Futtermittel sind z.B. eingeweichte Luzernecobs mit einem Rohproteinanteil von ca. 14-17% sowie einem Rohfasergehalt von ca. 25% oder auch Esparsette und eiweißreiche Heucobs.  Viele ältere Pferde benötigen auch  Getreide in Flockenqualität und Kleie, welche optimal im Dünndarm verdaut werden können, um ihre körperliche Verfassung halten zu können und nicht abzubauen.  

Im Sommer bei Weidegang haben die älteren Pferde oft die wenigsten Probleme, da das Gras gut verdaut werden kann.

Auch Rübenschnitzel können zum Einsatz kommen und zeichnen sich durch einen hohen Anteil an löslichen Ballaststoffen aus. Die enthaltenen Pektine unterstützen das Wachstum der guten Darmbakterien und können so die Verdauungsleistung insgesamt verbessern. Wenn Heu nicht mehr in ausreichender Menge aufgenommen werden kann, sollte der Anteil durch eingeweichte Heucobs ausgeglichen werden.

Im Alter gewinnen besonders folgende Nährstoffe an Bedeutung:

Die Gabe von Vitamin E, Vitamin A, Zink und Selen sollte auf das Doppelte der Empfehlung angehoben werden. Zusätzlich ist die Gabe von Vitamin C und B-Vitaminen empfehlenswert. Bei den Mineralstoffen ist darauf zu achten, dass ein physiologischen Ca : P Verhältnis eingehalten wird.

Nachfolgend eine Auflistung wichtiger Mikronährstoffe und Ihre Funktionen:

Vitamin C: Pferde können normalerweise Vitamin C selbst in ausreichender Menge herstellen. Da diese Fähigkeit im Alter nachlässt sollte auf jeden Fall Vitamin C supplementiert werden. Vitamin C ist wichtig für das Immunsystem und allgemeine Leistungsfähigkeit.

B-Vitamine: B-Vitamine sind wichtig für das Immunsystem, Produktion von roten Blutkörperchen, der Fähigkeit Stress zu widerstehen sowie für mentale Ausgeglichenheit. Außerdem sind diese als wichtige Bestandteile von Enzymen und für viele Stoffwechselprozesse unerlässlich.

Vitamin E: Der Bedarf an Vitamin E ist ebenfalls im Alter erhöht. Vitamin E ist ein wichtiges Zellschutzvitamin und Freier-Radikal-Fänger.

Zink: Der Bedarf an Zink ist im Alter um das Doppelte erhöht. Außerdem kommt es zu Mehrbedarfssituationen bei Leberbelastung, Fellwechsel und Krankheit. Zink ist an über 300 Enzymen beteiligt und somit unentbehrlich für sämtliche Stoffwechselprozesse. Außerdem ist Zink essentiell für Immunsystem, Haut, Fell und Hufe. Zink ist im Grundfutter in den meisten Fällen im Mangel.

Kupfer: Kupfer ist essentiell für die Pigmentierung, Kontrolle von Entzündungsreaktionen, Resistenz gegen Darmparasiten, Festigkeit von Knochen, Sehnen und Gelenken, Erhöhung der Widerstandskraft gegenüber Infektionen

Selen: Selen hat eine wichtige antioxidative Wirkung für die Zellmembran, eine immunologische Wirkung sowie essentielle Funktionen im Schilddrüsenhormon-Metabolismus.

Bekommen die Pferde keinen Weidegang ist die Gabe von essentiellen Fettsäuren empfehlenswert, die wichtig für Haut, Fell, Stoffwechsel und Immunsystem sind. Gute Quellen sind hier kaltgepresstes Leinöl in Lebensmittelqualität oder frisch geschroteter Leinsamen (bis 100 g pro Tag bei einem Pferd von 600 kg Körpermasse). Essentielle Fettsäuren können vom Körper des Pferdes nicht selbst hergestellt werden und müssen über die Ernährung zugeführt werden.

Je nachdem wieviel Grundfutter noch aufgenommen werden kann richtet sich die tägliche Menge an zusätzlichem Krippenfutter.

Umsetzung in die Praxis

Rationsvorschlag für eine „Seniorenmischung“:

  • 2 Teile Luzernecobs
  • 1 Teil unmelassierte Rübenschnitzel
  • 1 Teil Haferflocken
  • 1 Teil Kleie (Dinkel- oder Weizenkleie)
  • Mikronährstoffe

Zubereitung:

Die Luzernecobs und Rübenschnitzel in ausreichend Wasser aufquellen lassen, damit es zu keiner Schlundverstopfung kommt. Dies kann auch immer für 12-24 h im Voraus vorbereitet werden. Im Sommer bei hohen Temperaturen ist diese Zeit natürlich verkürzt. Kurz vor dem Verfüttern Haferflocken, Kleie, Mikronährstoffe und eventuelle weitere Zusätze unterrühren und nochmal etwas Wasser zufügen, dass ein nicht zu flüssiger „Brei“ entsteht, ähnlich wie bei der Mashzubereitung. Großpferde können davon ca. 5-6 kg am Tag erhalten. Ab 4 kg Seniorenmischung pro Tag ist eine Aufteilung auf mindestens 3 Mahlzeiten vorzunehmen, um die Verdauung zu entlasten. Während der Fresszeit ist darauf zu achten, dass der Senior in Ruhe und ungestört seine Mahlzeiten aufnehmen kann. Dabei ist es unter Umständen notwendig, den Senior zum Fressen zu separieren, da die Futteraufnahmezeit um einiges höher ist als bei seinen jüngeren Kollegen.

Sehr wichtig ist auch die Häufigkeit der Mahlzeiten zu erwähnen. Müssen mehr als 1 kg Krippenfutter pro Tag zugefüttert werden, dieses bitte auf 2 Mahlzeiten pro Tag aufteilen. Wird der Einsatz von Getreide notwendig, dann muss dieses auf 2 Mahlzeiten am Tag aufgeteilt werden, damit das Getreide optimal verdaut werden kann. Beim Getreide empfiehlt sich der Einsatz von Getreideflocken, da diese die beste Verdaulichkeit aufweisen. Achten Sie bitte auch darauf, dass immer Trinkwasser zur Verfügung steht.

Welche Unterstützung bei Verdauungsproblemen

Kommt es zu Verdauungsproblemen oder möchte man die Verdaulichkeit der Ration erhöhen kommen Pre- wie auch Präbiotika zum Einsatz. Hier hat sich die Gabe von inaktivierten Hefen in Kombination mit Lebendhefen sehr bewährt. Lebendhefen können den pH-Wert im Darm stabilisieren sowie faserabbauende Bakterien im Dickdarm stimulieren. Inaktivierte Hefen helfen dabei die nützlichen Darmbakterien aufzubauen. Für diesen Einsatz empfehlen wird unser Präparat DarmSpezial Plus. Dieses kann kurweise über mindestens 3 Monate eingesetzt werden bzw. auch bei Bedarf als Dauergabe. Durch eine ausbalancierte und funktionsfähige Darmflora wird die Nährstoffverwertung insgesamt verbessert, damit das Pferd den größtmöglichen Nutzen aus der aufgenommenen Nahrung ziehen kann. Ein weiterer wichtiger Punkt bei unserem älter werdenden Pferd ist eine regelmäßige Kontrolle auf Parasiten, damit diese nicht um das Nährstoffangebot konkurrieren.

Für Senioren ist eine umfassende tägliche Mikronährstoffversorgung unerlässlich, um den erhöhten Bedarf zu decken und Mangelsituationen zu vermeiden, die sich negativ auf das Wohlbefinden und die Leistungsfähigkeit auswirken. Wir empfehlen als hochwertige und umfangreiche Mikronährstoffversorgung unser Complex 711. Kommt es trotz dieser Maßnahmen zum Abbau der Muskulatur, kann die zusätzliche Gabe von hochwertigem Eiweiß und essentiellen Aminosäuren sehr hilfreich sein. Diese Nährstofflücke hilft MuskelAmino Komplex zu schließen.

Das älter werdende Pferd ist ein Geschenk, das wir jeden Tag mit einem extra Plus an Fürsorge, dem richtigen Gefühl für Bewegung und besonderem Augenmerk auf die Fütterung behandeln sollten. So können wir ihm im Alter das zurückgeben, was es in jungen Jahren für uns geleistet hat und noch viele Jahre gemeinsam verbringen.

Complex 711
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Premium-Vitalstoffe für die getreidefreie und -arme Fütterung sowie für Stoffwechsel und Muskulatur.

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MuskelAmino Komplex
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Proteinkonzentrat plus Aminosäurenbooster für die Muskulatur.

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DarmSpezial Plus
DarmSpezial Plus

Nutritive Unterstützung bei Störungen des Darmgleichgewichtes, durch die Gabe inaktivierter Hefe und Lebendhefe für einen optimalen Synergieeffekt.

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