Fütterung von zu dünnen Pferden
Bei Pferden gibt es wie bei uns Menschen auch gute und schlechte Futterverwerter, man spricht hier von leichtfuttrigen und schwerfuttrigen Pferden. Genetische und rassebedingte Faktoren spielen hier eine große Rolle, so gehören z.B. Robustpferde wie Haflinger, Fjordpferde und viele Ponyrassen, aber auch Westernpferde wie Quarter Horse oder Paint Horse meist zu den leichtfuttrigen Pferden wohingegen hochblütige Pferde wie Araber oder Vollblüter eher schwerfuttrig sind und auch leicht an Gewicht verlieren können. Aber auch unter den Warmblütern gibt es Pferde die schnell dazu neigen Übergewicht zu entwickeln und Pferde, die eher zu dünn sind.
Zu dünnen Pferden fehlt es immer deutlich an Energie und Eiweiß, aber auch ein Mangel an Mikronährstoffen kann Untergewicht fordern. Hier wird deutlich, wie unterschiedlich der Nährstoffbedarf es Einzeltieres sein kann. Deshalb das Pferd immer gut beobachten, um rechtzeitig die Fütterung anzupassen, bevor es zu starken Abweichungen vom Normalgewicht gibt.
Warum werden Pferde zu dünn?
Es ist sehr wichtig, bevor Maßnahmen zum Auffüttern getroffen werden, die Ursachen herauszufinden, warum das Pferd Gewicht verloren hat bzw. einfach nicht zunehmen möchte. Diese können sein:
- zu wenig Raufutter – kommt häufig vor
- schlechte Qualität des Raufutters – kommt häufig vor
- Zahnprobleme oder bei jungen Pferden auch der Zahnwechsel
- Gesundheitliche Probleme wie z.B. Durchfall, Magenprobleme, Verdauungsstörungen, Leberprobleme
- Stress
- Schmerzen
- Verwurmung oder ein Befall von Parasiten
- Wachstumsschübe bei Jungpferden
- Probleme bei der Rangordnung im Offenstall
- große körperliche Beanspruchung bei nicht angepasster Futtermenge
- Fütterungsfehler
Den Ursachen auf den Grund gehen:
Grundsätzliche besteht bei zu dünnen Pferden eine über einen längeren Zeitraum andauernde Unterversorgung an Energie, Eiweiß und häufig auch an Mineralstoffe, Vitaminen, Spurenelementen und Aminosäuren. Dies kann verschiedene Ursachen haben:
Gesundheitliche Probleme: Durchfallerkrankungen, Magenprobleme und Verdauungsstörungen können zu einer Inappetenz führen, d. h. das Pferd zeigt eine gewisse Fressunlust und nimmt nicht die erforderlichen Mengen pro Tag auf. Weiterhin führen Dysbiosen im Darm dazu, dass die aufgenommenen Nährstoffe nicht optimal verwertet werden können und im Organismus des Pferdes nicht ankommen. Auch chronische Schmerzen oder Zahnprobleme können die Ursache dafür sein, dass Pferde eine gewisse Fressunlust zeigen und auf Dauer an Gewicht verlieren. Bei einem massiven Parasiten- und/oder Wurmbefall konkurrieren diese um die aufgenommenen Nährstoffe.
Stress: Neben vielen körperlichen Beschwerden, können aber auch mentale Ursachen der Grund dafür sein, warum Pferde an Substanz verlieren. Psychischen Stress erleiden Pferde z.B. in einer nicht harmonischen Offenstallherde, wo sie aufgrund von Rangniedrigkeit auf der einen Seite nie zur Ruhe kommen und auf der anderen Seite zu wenig Raufutter abbekommen. Dies wird vor allem dann problematisch, wenn auch noch zu wenig Fressplätze vorhanden sind und die Pferde immer wieder von ihrem Platz vertrieben werden. Auch häufige Stallwechsel, sportliche Wettkämpfe, ungeliebte Boxennachbarn, Transporte und Überforderung im Training sind Stressfaktoren und wahre Nährstoff- und Vitalstoffräuber.
Saisonale Gründe: Oft verlieren auch Pferde zu bestimmten Jahreszeiten bzw. Ereignissen immer mal wieder an Gewicht. Hier spielt vor allem der 2 x im Jahr stattfindende Fellwechsel eine große Rolle, der die Pferde viel Energie kostet. Auch können vor allem ältere Pferde oft mit dem Ende der Koppelsaison ihr Gewicht nicht mehr halten, wenn kein energiereicheres Gras mehr zur Verfügung steht.
Fütterungsfehler führen zu Untergewicht!
Sehr häufig sind aber auch Fütterungsfehler die Ursache für ein zu dünnes Pferd, was oftmals mit einem Mangel an qualitativ hochwertigem Raufutter zusammenhängt. Entweder sind die Mengen zu knapp bemessen oder es wird nur überständiges, zum Teil schon verholztes Heu von minderwertiger hygienischer Qualität verfüttert.
Oftmals wird Kraftfutter eingesetzt, welches schlecht verdaulich ist oder schlichtweg zu wenig Kraftfutter zum Arbeitspensum des Pferdes, so dass dieses seinen täglichen Bedarf nicht decken kann. Eine Erhöhung der Krippenfuttermenge von z.B. nur 50-200 g pro Tag hat bei einem durchschnittlich 500 kg schweren Lebewesen keinen merklichen Effekt. Häufig wird zwar das Krippenfutter erhöht, aber in zu kleinen Mengen. Auch kommen nicht alle Pferde mit einer getreidefreien Fütterung aus. Vor allem schwerfuttrige Pferde können ohne Getreide in der Ration ihr Gewicht oft nicht halten bzw. keine Substanz aufbauen und erhalten damit zu wenig Energie und Eiweiß. Auch Jungpferde im Wachstum benötigen ausreichende Mengen an Energie, Eiweiß und Vitalstoffe, häufig wird dieser Bedarf nicht gedeckt und die Pferde magern ab.
Zu dünne Pferde auffüttern
Wie kann man die Fütterung anpassen, um eine Gewichtszunahme zu ermöglichen?
1.)Raufutter optimieren
Zunächst einmal gilt es die Raufutterversorgung zu überprüfen und gegeben falls zu optimieren, welche die Basis für eine gesunde Pferdeernährung bildet. Bei zu dünnen Pferden empfiehlt sich eine Heuaufnahme zur freien Verfügung, falls möglich. Ebenfalls profitieren die Pferde von Weidegang. Steht ungünstiges Grundfutter zur Verfügung oder wird dieses in zu geringen Mengen verfüttert, dann empfiehlt sich die Ration im ersten Schritt mit z.B. Heucobs, Luzernecobs oder/und Esparsette Cobs aufzuwerten. Diese Futtermittel müssen unbedingt vor dem Füttern in einer ausreichenden Menge Wasser aufquellen.
Möglichkeiten Grundfutterverbesserung und -aufwertung:
- Heucobs
- Luzernecobs
- Esparsettecobs
Bei alten Pferden, die größere Mengen dieser Futtermittel benötigen, ist es ratsam die Futtermittel auf mehrere Mahlzeiten pro Tag aufzuteilen.
2.) Das passende Krippenfutter in der optimalen Menge
Bei der Wahl des Krippenfutters muss entschieden werden, ob Getreide oder getreidefrei, je nach Stoffwechsel und gesundheitlicher Verfassung. Möchte man getreidefrei füttern, so stehen neben den oben genannten Futtermitteln auch unmelassierte Rübenschnitzel zur Verfügung, die genauso viel Energie enthalten wie Hafer. Bei Pferden mit MIM darf kein Getreide gefüttert werden, mehr Infos zu diesem Thema unter folgendem Link: https://www.dr-maroske.de/pssm-2-auf-das-richtige-ernaehrungskonzept-kommt-es-an/
Viele Pferde, die zunehmen müssen, profitieren von Getreide. Das bekömmlichste und für Pferde am besten verdauliche Getreide ist und bleibt immer noch der Hafer mit einer Verdaulichkeit von über 95%. In Form von Haferflocken erreicht er eine nochmal höhere Verdaulichkeit als das ganze Haferkorn. Der Energiegehalt von 1 kg Hafer liegt bei ca. 10,8 MJ. Gerste enthält ähnliche Energiegehalte wie Hafer, der Mais hingegen enthält noch mehr Energie. Gerste und Mais dürfen aber nur in hydrothermisch aufgeschlossener Form (als Flocken oder gepoppt) gefüttert werden, da die Verdaulichkeit ansonsten zu gering ist.
Zur Aufwertung von Eiweiß und Fettsäuren, sowie sehr verdauungsunterstützend ist die Gabe von Leinsamen. Er liefert wichtige essenzielle Fettsäuren und kann sich harmonisierend auf die Verdauung auswirken. Auch weitere Futtermittel eignen sich zum Ausgleich der Eiweißversorgung, die häufig zu gering ist. Nähere Infos unter dem Artikel: https://www.dr-maroske.de/eiweiss-notwendig-fuer-die-gesamte-vitalitaet/
Wer Getreide in die Ration mit aufgenommen hat, sollte die Mengen langsam über mehrere Tage anfüttern.
Die Krippenfuttermengen sollten auf 2-3 Mahlzeiten pro Tag verteilt werden, was die Verdauung entlastet und die Verdaulichkeit insgesamt erhöht, was zu einer besseren Gewichtszunahme führen kann. Optimalerweise füttert man vor der Kraftfuttergabe Heu, was sich wiederum positiv auf die Verdaulichkeit und Magengesundheit auswirken kann.
Bei stark abgemagerten Pferden ist es anzuraten, die Verdauung und die Darmflora über 3 Monate zu unterstützen, um die Nährstoffoptimierung zu verbessern und die Darmflora aufzubauen. Hierfür empfehlen wir unser DarmSpezial Plus.
3.)Vitalstoffversorgung optimieren
Der gesamte Organismus ist darauf angewiesen genügend Mineralstoffe, Vitamine, Spurenelemente und Aminosäuren zur Verfügung zu haben. Ansonsten kann der Körper nicht vollständig aufbauen, reparieren und funktionieren. Eine Unterversorgung dieser wichtigen Vitalstoffe liegt häufig bei untergewichtigen Pferden vor. Deshalb ist es notwendig, die gesamte tägliche Versorgung mit dem passenden Mineralfutter abzurunden.
4.)Öle
Die Gabe von Leinöl ist eine sinnvolle Alternative, um die Ration mit essenziellen Fettsäuren abzurunden. Hohe Mengen an Öl zuzufüttern ist unserer Meinung nach nicht ideal, da der Magen-Darm-Trakt des Pferdes nicht auf hohe Mengen Fett ausgelegt ist.
Beispiel für die Fütterung mit Einzelfuttermitteln eines 600 kg schweren Warmblüters bei leichter Arbeit und Untergewicht, der sich in der Praxis sehr bewährt hat:
Heu ad libitum
Krippenfutter – bitte auf 2 bis 3 Mahlzeiten aufteilen
1 kg Luzernecobs
(mind. 15 % Rohprotein, Trockengewicht, in Wasser quellen lassen)
500 g unmelassierte Rübenschnitzel (Trockengewicht, in Wasser quellen lassen)
1 kg Haferflocken
500 g Maisflocken
50 ml Leinöl
100 g Complex 711 (enthält Mineralstoffe, Vitamin E, Magnesium, B-Vitaminen, organisch gebundene Spurenelemente und hochdosierte essentielle Spurenelemente)
(Mengen können individuell angepasst werden, bei Weidegang mit reichlich frischem Gras ist keine Luzernefütterung notwendig)